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Der Terminus andernorts eröffnet eine Reihe von Gesichtspunkten, die wesentlich für das Erfassen der Dimension der Ausstellung sind. 9 Künstlerinnen und Künstler haben dazu fotografische Antworten formuliert. Andernorts umfasst soziale Konstruktionen, räumliche und geografische Realisierungen, wie auch persönliche und biografisch geprägte Bezüge. Um den Begriff fassen zu können ist eine Abgrenzung notwendig. Die Frage nach dem eigenen Ort liegt zuerst nahe, „wo stehe ich selbst?“ Erst dann können wir uns den Anderen widmen. Der andere Ort, das andernorts beginnt da, wo das Ich endet. Es ist dort, wo ich nicht bin, oder noch nicht bin, wo von mir (noch keine) Spuren vorhanden sind. (...)

In den Fotografien von Claudia Fritz wird andernorts noch einmal uminterpretiert in ein visuelles Sinnenspiel. Dieses andernorts hat mit der Realität fast nichts mehr zu tun. Die Bilder, obwohl Abzüge der Realität, sparen diese aus. Die Präsenz des Realen wird durch Überlagerung, Spiegelung, Unschärfe und Lichtbrechung aufgelöst. Claudia Fritz schafft dadurch Raum für ihre eigenen inneren Bilder. Man muss genau hinschauen, um die Bilder zu begreifen. Die Künstlerin ist herausgefordert ihr inneres Bild exakt zu visualisieren und nach außen zu bringen. Das Zufällige, das die Fotografien an sich zu haben scheinen, entlarvt sich als präzises Sehen, als kalkulierte Wahrnehmung. Visuelle und zeitliche Ebenen werden miteinander verschränkt und das Licht zum Hauptdarsteller erklärt. Durch die Entmaterialisierung entsteht ein Freiraum für das Gesehene. Der Raum in den Fotografien kann mit einer Bühne verglichen werden auf der die Figuren einem Spiel folgen. Hält man das Geschehen zu einem beliebigen Zeitpunkt an, entsteht für die Mitspieler die Möglichkeit ihre Positionen zu verändern. Ein neues Spiel, neue Aktionsfelder sind denkbar. Claudia Fritz visualisiert einen geistigen Raum, der nicht an reale Grenzen gebunden ist. Er kann ein Spiel bleiben, er könnte aber genauso gut Realität annehmen, wenn man den Gedanken folgt.

Kehren wir zur Anfangsfrage zurück, wo dieses andernorts denn sei, dann haben wir bei der Betrachtung der fotografischen Positionen erfahren, dass andernorts transitorisch aufzufassen ist. Es ist der Bereich, der im dazwischen liegt, gerade das ist seine Definition. Dort, wo ich mich bewege, von einem zum anderen. Andernorts ist nie fassbar, sondern immer in Bewegung. Es ändert sich rasch. So fremd das Andere auch sein mag, wenn es mir freundlich entgegenkommt, fühlt es sich bekannt und heimatlich an. Die Kunst des Erzählens von andernorts liegt darin, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln die eigene Erfahrung in neue Bilder zu fassen, innere und äußere Bilder von sich und seiner eigenen Zeit, sich der Zeit stellen – zeitgenössisch.

Gabi Wagner, Leiterin der Stadtgalerien Salzburg (aus dem Katalogtext)

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